Wäre ich nicht umgezogen und hätte ich zum gleichen Zeitpunkt nicht alle Hände voll zu tun gehabt, dann hätte ich sie besucht – die re:publica 14, die vom 06. bis zum 08. Mai 2014 in Berlin stattfand. Etwas zu viele Konjunktive, um ein fundiertes Resümee über diese Veranstaltung zu ziehen, die sich inzwischen zur größten Social-Media-Konferenz Europas entwickelt hat. Nun bleibt mir an dieser Stelle nur die Möglichkeit, einige der Gedanken und ein paar Links weiterzugeben, die bei meiner ganz persönlichen Nachbereitung angefallen sind.
Wer in den sozialen Medien unterwegs ist, der hat die Geschehnisse Anfang Mai mit den Hashtags #rp14 mehr oder weniger live verfolgen können. Um in das ein oder andere Thema auch später noch zu einzusteigen, bieten sich die Videoaufzeichnungen der republica-Website an. Wie sich das Internet und die Gesellschaft der nahen Zukunft verstehen und verbessern lassen, sollte der Titel Into the wild näherbringen. Der Komplex Netzsicherheit ist in den vergangenen Wochen und Monaten bereits von verschiedenen Seiten ausgiebig beleuchtet worden, da möchte ich mich wirklich nicht anschließen. Aber es gibt auch andere Themen der republica, die mich zum einen persönlich ansprechen und die ich zum anderen aus kommunikativer Sicht interessant finde.
Männer können Technik. Aber können sie auch Gefühle?
Dazu gehört u.a. die Session Sind bloggende Väter eine Nischenerscheinung mit Sven Trautwein, Patricia Cammarata, Andreas Lorenz und Floyd Celluloyd. Ich muss vorausschicken, dass ich selber seit 2007 begeisterte Bloggerin bin. Sich mit anderen über das Netz auszutauschen, Anregungen zu holen und Freud und Leid des eigenen Hobbys oder einer anderen Befindlichkeit zu teilen, macht einfach Spaß. In den Bereichen „Lifestyle“ und „Familie“ bloggen naturgemäß mehr Frauen als Männer. Das wundert mich nicht, gelten Frauen ohnehin als das kommunikativere Geschlecht. Wenig überraschend dürfte daher die Tatsache sein, dass Frauen soziale Netzwerke stärker nutzen als Männer. Ein ähnliches Bild gilt auch für die Family-Blogs.
87 % dieser Blogs werden von Frauen geschrieben, 13 % von Männern. Warum ist das so? Wer überraschende Antworten erwartet, wird von dieser Session eher enttäuscht. Die Teilnehmer und Betreiber der Blogs dasnuf.de, papa-online.com, papagando.org unterscheiden sich in ihren Motiven für’s Bloggen nicht sonderlich. Sie möchten Geschichten erzählen, den Austausch mit anderen pflegen und neue Perspektiven entwickeln. Eine Antwort auf die Frage, ob Männer weniger „Gefühle können“ erhalte ich leider nicht. Eher erfahre ich wenig Überraschendes zu tradierten Rollenmodellen. Einem Vater als Ernährer einer Familie fehlt demnach schlichtweg die Zeit für’s Bloggen über seine Kinder. Ich brauche hier wohl nicht ausdrücklich anzuführen, dass dieses Argument dem Großteil der bloggenden Frauen unbekannt sein dürfte.
Family-Life bleibt weiblich
Deswegen mache mich im Netz auf die Suche. Stimmt das so? Gibt es villeicht sogar einen prominenten bloggenden Vater? Ich tippe „Axel Hacke + Blog“ in die Suchmaschine ein. Der Mann, der 1992 so erfolgreich mit „Der kleine Erziehungsberater“ war und mit seiner Kolumne „Das Beste aus meinem Leben“ in der Süddeutschen Zeitung amüsiert hat, hat doch vielleicht regelmäßig etwas zum Thema Every-Day-Life zu sagen.
„Ich bin schon zu alt für diese Computer“, sagte Bosch leise. „Für mich kommt das alles zu spät.“
Die Startseite verrät schon alles. Hier werde ich wohl nicht fündig. Ich amüsiere mich zwar über den Lebenslauf nach Thomas Bernhard, suche anschließend aber nach weiteren bekannten Namen und einem möglicherweise virtuellen Mitteilungsbedürfnis und finde – nichts.
Und so spiegelt das Kommunikationsverhalten im Internet nur ein Phänomen des wirklichen Lebens wider: Männer sind anders, Frauen auch.
Zeichnen und erzählen
Am Ende möchte ich noch auf zwei empfehlenswerte Beiträge hinweisen:
• Wer sich näher mit Sketchnotes beschäftigen möchte, für den ist die Session Sketchnotes für Einsteiger geeignet.
• Empfehlen möchte ich auch einen Blick auf das neue multimediale Reportage-Format, das der WDR für ein transmediales Storytelling über die Republica benutzt hat.
Im nächsten Jahr findet die Republica übrigens vom 04. bis zum 06. Mai statt. Ich hoffe, dass ich dann mit Informationen aus erster Hand aufwarten kann.